Dr. med. Klaus Gardill

Facharzt für Neurologie FMH


Nervensonografie


Die Nervensonografie ist eine neue Untersuchungsmethode, die erst in den letzten Jahren durch die Entwicklung besonders leistungsfähiger Ultraschallgeräte mit hoher Auflösung ermöglicht wurde und in der Diagnostik von Erkrankungen der peripheren Nerven mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist. Während die bisherigen Standarduntersuchungen wie die Elektroneuro- und Myografie (ENMG) Nervenerkrankungen vor allen Dingen anhand der Nervenfunktion beurteilt haben, kann man mit der Sonografie Nerven direkt sichtbar machen. Man kann schmerz- und nebenwirkungsfrei ohne Strahlung Nerven in ihrem gesamten Verlauf abbilden und so direkt nach Veränderungen im Nerven oder in dessen Umgebung suchen. So gelingt es, wichtige Zusatzinformation zu den bisherigen Verfahren zu erhalten.

Häufigste Ursachen von Nervenschädigungen sind Kompressionssyndrome, bei denen Nerven durch Druck von aussen geschädigt werden. Das Karpaltunnelsyndrom - eine Einklemmung eines Handnerven - ist hier wiederum die häufigste Erkrankung. Nerven werden aber auch durch Verletzungen, Entzündungen oder selten durch Tumore gestört oder geschädigt.


Nachfolgend typische Beispiele (jeweils Originalbilder und dieselben Bilder mit gelb markierten Nerven zur Erläuterung daneben bzw. darunter):







Beispiel Karpaltunnelsyndrom: Übersicht über die typischen Veränderungen im anatomischen Bild, darin markiert die relevanten Schnittebenen der nervensonografischen Untersuchung. Die zu den Ebenen korrespondierenden, beispielhaften Schallbilder zeigen die charakteristischen Veränderungen: Normaler Nerv im Unterarmbereich (1), deutliche Schwellung des Nervs bei Eintritt in den Karpaltunnel (2), im Karpaltunnel plattgedrückter Nerv (3), beim Karpaltunnelausgang wiederum geschwollener Nerv (4).




Beispiel Ulnarisneuropathie am Ellenbogen: Gleiches Prinzip wie obige Abbildung zum Karpaltunnelsyndrom: Normaler Nerv im Oberarmbereich (1), erhebliche Schwellung im Sulcus ulnaris vor der Kompression (2), die sich selten direkt darstellen lässt, dann wieder normaler Nerv unter dem M. flexor carpi ulnaris (3).



Beispiel Morton-Matatarsalgie: Zwischen den Köpfchen der Mittelfussknochen (römische Zahlen) verdickte, vernarbte Nerven, die bei Kompression des Fusses ("Mulder-Test") nach aussen gedrückt und damit besser sichtbar gemacht werden und stärkste Fussschmerzen verursachen können.



Beispiel eines gutartigen Nerventumors (Schwannom) des N. medianus im Längsschnitt: Im Verlauf des Nervs typische Auftreibung sowie Signalverhalten, im Duplexmodus Nachweis einer deutlichen Vaskularisation.













Beispiel chronische Nervenentzündung (atypische CIDP): oben Längsschnitt des N. ulnaris am Oberarm, unten exemplarischer Querschnitt in derselben Region. Im jeweils oberen Teil Abbildungen eines gesunden Nervs, unterer Teil mit durch die langjährige, chronische Entzündung massiv verdicktem Nerv. Der gesunde Nerv dient jeweils als Referenz und zur Verstärkung des Eindrucks des krankhaften Befundes.